Vor
Jahren hatte ich eine Freundin, die ab und zu einen "Heultag"
einlegte. An solchen Tagen, sagte sie, verkrieche sie sich ins Bett
und lese Dagerman. In den düsteren Dramen und Erzählungen
des 1954 im Alter von 31 Jahren freiwillig aus dem Leben Geschiedenen
spiegelt sich sein eigenes Schicksal. "Seine Mutter ging aus dem
kleinen schwedischen Älvkarleby und kehrte nicht wieder, ließ
ihren eben geborenen Sohn zurück. Zurückgelassen, zum
Leben verurteilt, entsetzlich einsam fühlte sich der 16jährige,
als er durch 17 Messerstiche eines Verrückten den Großvater
und durch den erlittenen Schock die Großmutter verlor, und während
einer Ferienreise ins Gebirge den Freund", so der Klappentext des
1988er
Reclam-Bändchens Der Mann, der nicht weinen wollte. "Ich
mußte Schriftsteller werden, und ich wußte, was ich schreiben
mußte: das Buch meiner Toten."
Die
allertraurigste seiner Erzähungen ist für mich "Die Überraschung".
Sie beginnt so: "Es gibt Menschen, die nichts dafür tun, um
geliebt zu werden, und denen es doch zufällt, und es gibt andere,
die alles tun, um geliebt zu werden, denen es aber nie gelingt. Für
ganz arme Menschen ist es, wie man sehen kann, oft schwer, geliebt zu
werden."
Der
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