What I like

... zum Beispiel

 

 

Auf unserer 1996er Wüstenfahrt durch den Südwesten der USA hörten mein Lieblingsmann und ich meist Country Music. Was hierzulande fast immer außerordentlich peinlich – man denke an Vokal- und Instrumentalterroristen wie Johnny Hill, Truck Stop oder Linda Feller –, erreicht im Originalbiotop zuweilen eine beachtliche Qualität. Meine damalige Entdeckung hieß Mary Chapin Carpenter, und im Supermarkt eines 5000-Einwohner- und 17-Kirchen-Nests namens Page am Lake Powell kaufte ich die erste CD von ihr – heute habe ich sie alle. Mehr dazu gibt's beim Klick aufs Foto.

   

Tucholsky veraltet nicht; der ist beste politische Unterhaltung, weshalb die Gesamtausgabe auch an meinem Bett steht. Man schlägt wahllos eine Seite auf und liest sich sofort fest. Wacht man morgens auf, ist man zwar todmüde, aber zumindest nicht blöder geworden. Mein Lieblingsessay ist "Journalistischer Nachwuchs" aus der Weltbühne vom 3. Januar 1928. Die Charakteristik der Freizeitschreiberei stimmt bis heute: "Wenig Hoffnungen, viel Entwürfe – sehr viel Dilettanten, sehr viel Männer und Frauen, 'die gar nicht einsehen, warum sie sich in dieser schwerern Zeit nicht etwas nebenbei verdienen sollten', die aber niemals auf den Gedanken kämen, sich etwa nachmittags zwei Stunden lang als Ingenieure einem Elektrizitätswerk zur Verfügung zu stellen. Schreiben kann jeder." Alles rund um den "Mann mit fünf PS" gibt's beim Fotoklick.

   

Vor Jahren hatte ich eine Freundin, die ab und zu einen "Heultag" einlegte. An solchen Tagen, sagte sie, verkrieche sie sich ins Bett und lese Dagerman. In den düsteren Dramen und Erzählungen des 1954 im Alter von 31 Jahren freiwillig aus dem Leben Geschiedenen spiegelt sich sein eigenes Schicksal. "Seine Mutter ging aus dem kleinen schwedischen Älvkarleby und kehrte nicht wieder, ließ ihren eben geborenen Sohn zurück. – Zurückgelassen, zum Leben verurteilt, entsetzlich einsam fühlte sich der 16jährige, als er durch 17 Messerstiche eines Verrückten den Großvater und durch den erlittenen Schock die Großmutter verlor, und während einer Ferienreise ins Gebirge den Freund", so der Klappentext des 1988er Reclam-Bändchens Der Mann, der nicht weinen wollte. "Ich mußte Schriftsteller werden, und ich wußte, was ich schreiben mußte: das Buch meiner Toten."

Die allertraurigste seiner Erzähungen ist für mich "Die Überraschung". Sie beginnt so: "Es gibt Menschen, die nichts dafür tun, um geliebt zu werden, und denen es doch zufällt, und es gibt andere, die alles tun, um geliebt zu werden, denen es aber nie gelingt. Für ganz arme Menschen ist es, wie man sehen kann, oft schwer, geliebt zu werden."

Der Klick auf Dagermans Foto führt zu einer weiteren Geschichte.

   

Zunächst einmal handelt es sich bei nebenstehendem koffeinhaltigen Produkt um eine bereits über 30jährige Sorte, die nach einer unserer Katzendamen benannt ist. Zum anderen ist es ein Produkt aus meiner Heimatstadt Magdeburg, die seit 1990 nahezu vollkommen entindustrialisiert wurde. Der Volkseigene Betrieb "Röstfein" (auf dessen Gestanksemission zu DDR-Zeiten die gesamte nördliche Altstadt schimpfte) hat aufgrund solcher Spitzenprodukte wie "Mona", "Kosta" oder "Rondo" diesen Kahlschlag überstanden – anders als die beiden anderen DDR-Röstereien in Halle und Berlin. Drittens weigere ich mich aus geschmacklichen, mehr aber noch politischen Motiven, Jacobs-Kaffee zu erwerben. Die Marke gehört zum Philip-Morris-Konzern, der wiederum den faschistoiden US-Senator Jesse Helms finanziert.