Eike Stedefeldt

Lesbisch-schwule Interessen, Identität, Gleichstellung?

Notizen aus der Leichenhalle sozialer Bewegungen

 

Prolog

"Unsere Vielfalt zieht an" lautete das Motto des kommerziellen Berliner Christopher Street Day 2000. Eine gelungene optische Täuschung: Angezogen von diesem vielversprechenden Slogan, fand man sich dort wieder inmitten einer überaus abstoßenden politische Einfalt. Was äußerlich schön bunt über den noblen Kurfürstendamm stampfte (und weniger stöckelte), war politisch erschreckend inhaltsleer.

Man sollte sich nicht irritieren lassen. Diese "unsere Vielfalt" ist auch abseits sexual-kultureller Facetten sehr wohl vorhanden, nur ist der von der kämpferischen Demo zur kulturellen Parade verkümmerte Christopher Street Day nicht das Event, bei dem sie sich noch widerspiegeln darf. Er ist das Event zur Selbstdarstellung nicht einer Neuen sozialen Bewegung, sondern einer Neuen schwulen Mitte (und auch einer lesbischen), die der gaffenden Allgemeinheit zeigt: Wir akzeptieren eure Regeln, wir sind lustig und friedlich, wir bevölkern eure billigsten Talkshows und eure teuersten Frisiersalons, wir kriechen euch in den Hintern, wo immer und so weit wir können und ihr uns laßt, also schlagt uns bitte, bitte nicht tot. Notfalls lassen wir uns sogar künstlich befruchten, denn uns ist genau wie euch das eigene Fleisch und Blut näher als das der anderen. Zugegeben, wir sind das etwas "andere Deutschland", aber eben vor allem Deutschland, und helfen darum mit, daß unser stolzes deutsches Volk nicht ausstirbt und die Renten sicher sind.

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Die Berliner Senatsverwaltung für Jugend, Familie und Sport leistet sich seit einer Dekade einen "Fachbereich für gleichgeschlechtliche Lebensweisen". In der links-autonomen Lesben-, Schwulen- und Transgenderszene spricht man inzwischen durchweg vom "Fachbereich für gleichgeschaltete Lebensweisen". Das ist mehr als ein guter Witz, kennzeichnet er doch wunderbar die realen Verhältnisse. Längst nämlich gibt es hierzulande allerorten staatliche und halbstaatliche Strukturen, von denen aus "lesbisch-schwule Interessen" definiert und gelenkt und ihre Organisierung gesteuert werden. Besagter Fachbereich beispielsweise, besetzt mit echten Homosexuellen, verwaltet staatliche Finanzen und verteilt sie an Projekte und Vereine. Sind diese genehm und nicht allzu aufmüpfig, werkeln sie gemütlich und unauffällig vor sich hin, leisten sie ehrenamtliche Sozialarbeit, die der Staat sonst teurer bezahlen müßte, so dürfen sie mit weiterer Förderung und Unterstützung rechnen. Wenn nicht, dann wird auf die angespannte Haushaltslage verwiesen: Sorry. Es geht, wie allerorten, um ein bestimmtes Interesse. Und niemand weiß heutzutage besser als der Staat, was dem Staat gefällt. Was dabei herauskommt, ist folgerichtig.

Die heterosexuelle Mehrheitsgesellschaft und ihre Exponenten (allen voran die Bundesregierung) akzeptieren "ihre" Perversen, von der bunten Königin-für-einen-Tag-Farce namens Christopher Street Day einmal abgesehen, nur noch als graue, einheitliche Masse mit einem einzigen, klar umrissenen Bedürfnis: Endlich so sein zu dürfen wie alle Nicht-Perversen – natürlich heterosexuell, wenn auch mit dieser bedauerlichen, nun mal leider unheilbaren Triebrichtung – und dafür den amtlichen Segen zu bekommen. In einer Gesellschaft, der das emanzipierte, souverän seine Beziehungen gestaltende und diese zwangsläufig gegen den Staat verteidigende Individuum grundsätzlich suspekt ist, wird den Perversen die Individualität erst recht abgesprochen. Sie haben sich als Quasi-Ethnie zu konstituieren, so verschieden sie in ihren politischen, sozialen, kulturellen und sexuellen Entäußerungen und Bedürfnissen sein mögen. So hat ihnen die pseudoliberale Dominanzgesellschaft bestimmte Merkmale (wahlweise oder in Kombination: Opfertum, Larmoyanz, Sensibilität, weicher Gang, schrille Stimme, berufliche Prädispositionen, Kultur und Bildung, AIDS und HIV, Stil, Friedfertigkeit, Trendsetting etc.) und Ziele (heiraten, nichts als heiraten) zugestanden, über die sie sich als Gruppe identifizieren lassen (müssen) und an die sie sich bitte schön auch als Einzelne zu halten haben. Wer von dieser letztlich gesellschaftlich verordneten, volkswirtschaftlich nützlichen und staatlich geförderten "homosexuellen Identität" abweicht, wer über sie hinausdenkt, sich verweigert und anders lebt und für diese abweichenden Lebensmodelle dann auch noch einen Platz im Rechtssystem verlangt, wer womöglich sogar den stramm heterosexuellen Wertekanon, das heterosexuelle Normensystem gänzlich in Frage stellt, wird von den Medien denunziert, von der veröffentlichten Meinung totgeschwiegen und von der Politik bewußt ignoriert.

Vermittelt durch Parteien – und hier zu allererst Bündnis 90/Die Grünen –, hat sich die deutsche Mehrheitsgesellschaft in einem durchaus wechselseitigen Prozeß des Suchens und Andienens homosexuelle Spießer bis hinauf zum "einzigen offen schwulen Bundestagsabgeordneten" Volker Beck herangezogen, die bzw. deren Vereine allein sie noch als Wortführer "der Lesben- und Schwulenbewegung" akzeptiert. Denn nur die verkünden verläßlich die statthaften Ziele unter solchen nach Mottenpulver riechenden Losungen wie "Liebe verdient Respekt", "Aktion Ja-Wort" oder "Gleiche Rechte, gleiche Pflichten".

In diesen an den Katzentischen der Macht zugelassenen "Schwulenbewegten" begegnet uns die Inkarnation einer bis zum Selbsthaß reichenden Identifikation mit dem politischen Gegner. Der tritt mal als Staat in Erscheinung, mal als Partei oder Kirche oder am liebsten in Personalunion aller drei und repräsentiert im wesentlichen die in unerträglicher Biederkeit erstarrte Gesamtgesellschaft. Dieser Gegner wird, belegt durch dubiose Umfrageergebnisse, denen zu vertrauen für naive Perverse gelegentlich in der Pathologie endet, gern als zunehmend tolerant deliriert. Das Grundinteresse dieses omnipräsenten Gegners, über das sein ganzes wohlfeiles Gleichstellungsgesäusel schwerlich hinwegzutäuschen vermag, lautet indes Normierung und Zwang – und zwar im Sinne von sozialer Kontrolle und politischer Disziplinierung. Es geht ihm, wie sich weiter unten zeigen wird, nicht um ein Optimum an Freiheit fürs Individuum, schon gar nicht sexuelle Selbstbestimmung. Im Gegenteil, es geht um deren Beschränkung und Kanalisierung, denn jegliche Individualität wird von Staats wegen verachtet, sofern sie den Drang verspürt, sich seiner Hoheit zu entziehen: In einem Gemeinwesen mit der Neigung, sich als Fraktal auszubilden, das also nicht nur sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern auch die sie tragenden Individuen stets nach seinem Bilde zu formen, zu ordnen und zu beherrschen trachtet und auf jeder Strukturebene stets sich selbst im Kleinformat wiedererkennen will, müssen das, was die Vortänzer des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD) als die "lesbisch-schwulen Interessen" verkaufen, dem Wesen nach durchweg heterosexuelle sein.

Und richtig – das lesbisch-schwule Politbüro scheut sich nicht, das expressis verbis zu bestätigen: "Mehrheit der Bevölkerung für Gleichstellung von Lesben und Schwulen" – so oder ähnlich tönt es regelmäßig aus der Pressestelle des LSVD, wenn Emnid, Forsa oder Allensbach eine Blitzbefragung zum Projekt Homo-Ehe/Eingetragene Partnerschaft veranstaltet haben. Da Homosexuelle noch nicht voll erfaßt sind (aber keine Bange, die Koalition arbeitet dran, daß sie für ein paar Rechte und viele Pflichten sich beim Standesamt anzeigen müssen), lassen sie sich leider auch nicht wissenschaftlich haltbar danach befragen, welches denn nun ihre tatsächlichen persönlichen Interessen seien. Das erleichtert die Manipulation ungemein.

Der heterosexuelle Charakter solch kurioser Gleichstellungsforderungen wie der Homo-Ehe oder der "Gleichbehandlung" in der Bundeswehr dokumentiert sich insbesondere an ihrer Kompatibilität zu den tradierten konstituierenden Elementen von Volk und Staat. Demzufolge sind sie allenfalls dazu geeignet, die Basis einer im Wesen völkischen, sozusagen als naturgegeben hingenommenen Schicksalsgemeinschaft zu verbreitern:

1. Ehe und Familie werden als "Keimzelle der Gesellschaft" affirmiert, sie in ihre Superiorität nicht antasten zu wollen öffentlich immer wieder bekundet, Sexualität wird wieder in erster Linie dem Bereich einer monogamen, "auf Dauer angelegten Lebenspartnerschaft" aus zwei Menschen zugeordnet; nur dort ist sie wirklich legitim, selbst wenn sie nicht der Zeugung dient.

2. Militärische Strukturen werden nicht bloß nicht in Frage gestellt, sondern die Einbindung der Perversen wird als Männlichkeitsbeweis, als Beleg für Vitalität und "Härte", als Ehre und Auszeichnung gewertet, da sie das zivile Streben nach "gleichen Rechten" flankiert und in den Augen des homosexuellen Untertanen ein Recht auf Anerkennung durch den Staat untermauert. Auch hier ist das Motiv der getreuen Pflichterfüllung an Volk, Staat und Heimat latent: Das altbekannte "Hamse jedient?!" mit "Jawoll!" beantworten zu können berechtigt auch das hintenrum verkehrende Subjekt zum Empfang der zivilen Weihen als vollwertiges Mitglied der Volksgemeinschaft.

3. Das bipolare Geschlechterverständnis wird grundsätzlich übernommen, die Existenz einer Rangordnung von "Mann" und "Frau" gar als weitgehend überwunden in Abrede gestellt, indem strukturelle und private Ebene in propagandistischer Absicht (oder aus purer Dummheit) miteinander vermischt werden.

4. Der rassistische Grundkonsens wird nicht durchbrochen. Wenn der LSVD und seine angeschlossenen Anstalten von "binationalen Partnerschaften" schwadronieren, deren Existenz durch Homo-Ehe respektive "Eingetragene Lebenspartnerschaft" ermöglicht werden solle (natürlich unter der Ägide des voll akzeptierten restriktiven Asyl- und Ausländerrechts), dann ist keineswegs auch das kurdisch-kolumbianische Lesbenpaar gemeint, das in der BRD leben möchte. Jenes "Liebe verdient Respekt" gilt beim LSVD nur für Paare, von denen mindestens ein Teil einen deutschen Paß besitzt, der damit wiederum seine Verfügungsgewalt über den oder die ausländische/n Partner/in legitimieren und diese ggf. bis zur Abschiebung erpresserisch ausleben kann.

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Kein seriöser Beobachter der Szenerie kann heute noch ernstlich von der Existenz einer "sozialen Bewegung der Lesben und Schwulen" sprechen; er würde sich gnadenlos lächerlich machen. Diese einstige Bewegung hat sich in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts in beschaulicher Vereinsmeierei, in Seilschaften und Kommerz aufgelöst und ist im Siechtum befindlich. Synonym für diesen Verfall sind die Existenz und der politische Einfluß des konservativen Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD), und die allerschönsten Beweise sind dessen Verlautbarungen, insbesondere im Kontext der Homo-Ehe.

"Wir wollen solche Debatten nicht mehr führen." – Was der dem Obrigkeitsdenken der 50er und 60er Jahre verhaftete SVD-Bundessprecher Manfred Bruns am 25. April 1998 auf dem Frankfurter Verbandstag sagte , ist mehr als ein Ad-hoc-Verdikt zur Abwehr gesellschaftskritischer Mitgliedsantragsteller . Ohne sachliche Begründung erwiderte zuletzt am 24. Mai 2000 im Berliner Bundespresseamt auch LSVD-Bundessprecherin Halina Bendkowski auf Journalistenfragen danach, ob das Homo-Ehe-Konzept nicht äußerst zweifelhaft sei, da es die Mehrzahl aller Unverheirateten unberücksichtigt lasse: "Wir wollen keine Debatten darüber führen, dafür haben wir keine Zeit mehr." Dieses Bekenntnis war von Anfang an Geschäftsgrundlage eines Verbandes, der im zehnten Jahr seines Bestehens nach den gängigen Schätzungen gerade mal 0,0005 Prozent der Homosexuellen in diesem Land repräsentiert , aber durch die spekulative Wahl des Namens, sein anmaßendes Auftreten, die Manipulation der Öffentlichkeit und das Kungeln mit der Macht im Staate die Gesamtvertretung der "Ethnie Homosexuelle" beansprucht. Daß dies so ist, stellte bisher niemand ausdrücklicher klar als besagter Bundesanwalt a.D. Manfred Bruns, der über das Jetzt hinausgehenden Debatten intellektuell nie gewachsen war und politisch links Stehende stets verachtete. Am 15. Januar 2000 um 18.14 Uhr richtete er als LSVD-Webmaster einen offenen Brief an Georg Klauda. Der seinerzeitige Schwulenreferent im AStA der Freien Universität Berlin hatte im Gästebuch der Vereinshomepage fleißig mitdiskutiert und bekam nun die Quittung für seine LSVD-Fundamentalkritik: "Hallo Georg, ich bitte Dich, uns in Zukunft mit Deinen Beiträgen zu verschonen. Wer sich gründlicher mit Deiner Meinung und der Meinung Deiner Freunde auseinandersetzen will, kann das auf der Webseite: http://whk.org tun. Ich werde deshalb weitere Beiträge von Dir sofort löschen." Zur "Erläuterung" dieses Zensurakts schrieb der ehrenwerte Jurist über Klauda und "seine Freunde": "Sie hängen noch immer den Vorstellungen an, die in den antikapitalistisch organisierten Studentengruppen der 70er und 80er Jahre lebendig waren. Sie machten zwar den Kapitalismus nicht direkt und allein für die Homosexuellenunterdrückung verantwortlich, sie waren aber der Überzeugung, daß die Unterdrückung von Homosexualität nur ein spezieller Fall der allgemeinen Unterdrückung der Sexualität sei, die der Sicherung der politischen und ökonomischen Macht diene. Typisch dafür war das Transparent, daß Martin Dannecker bei der ersten Demonstration im April 1972 in Münster trug: ‚Brüder und Schwestern, warm oder nicht, Kapitalismus bekämpfen ist unsere Pflicht!'. Dagegen (sic!) haben wir, das heißt Volker Beck, Günter Dworek und ich, Ende der achtziger Jahre die Forderung nach gleichen Bürgerrechten gesetzt. Weil wir uns damit im Bundesverband Homosexualität nicht durchsetzen konnten, sind wir 1990 zum damals in der DDR neu gegründeten Schwulenverband gewechselt."

Aber auch die nach eigenem Dafürhalten "linke Feministin" Bendkowski ist sich, wie hier am 24. Mai 2000 im Bundespresseamt, nicht zu fein, die Ausgrenzung abweichender Interessen von Lesben und Schwulen zu rechtfertigen: "Wenn jemand sich für Eier einsetzt oder vegetarisch ißt, dann setzt er sich nicht für die Fleisch Essenden ein, das ist doch klar." Auf dem Hamburger Verbandstag am 8. April 2000 hatte sie jene "Fleischesser" in einer flammenden Rede zu "unseren Feinden" erklärt, denen unbedingt der Zutritt zum LSVD verweigert werden müsse. Da haben wir das Selbstverständnis hehrer lesbisch-schwuler Bürgerrechtspolitik, und das ist also der Verein, dem heute von Amts wegen die alleinige Definitionsmacht über die Interessen Homosexueller zugestanden wird.

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Im Zuge ihrer Etablierung und zunehmenden Einbeziehung in eine geschlossene Parteiveranstaltung namens Deutschland hat die einst wehrhafte, maßgeblich von Intellektuellen und studentisch-feministischen Milieus getragene Bewegung in jedweder Hinsicht das Mittelmaß kultiviert und ist folgerichtig im politischen und kulturellen Mainstream gelandet. Dort treiben nun ihre bis auf die kleinen perversen Gelüste indifferenten Zerfallsprodukte, erfreuen sich an der ihnen nach langem Buckeln vor der Macht erwiesene Gnade, als Pausenclowns den Mainstream etwas bunter gestalten zu dürfen – der wiederum dadurch aber kein bißchen weniger mittelmäßig wird: Selbst im letzten oberbayerischen Kuhdorf finden sich schließlich in trauter Eintracht Krachlederne und Internetanschluß. In diesem Prozeß hat der bereits beschriebene, inzwischen zwanghafte Identitätsgedanke das selbständige, vor allem aber das logische und kritische politische Denken weitgehend abgelöst. Man hat nicht mehr nur eine bestimmte sexuelle Präferenz oder Orientierung zu haben, sondern verfügt neuerdings über eine "sexuelle Identität". Der Blödsinn geht mittlerweile so weit, daß von einer "lesbisch-schwulen Identität" geschwafelt wird.

Den Vogel abgeschossen und damit ihre ganze Scheinheiligkeit offenbart haben allerdings die Regierungsfraktionen. Als sie am 7. Juli 2000 ihren "Entwurf eines Gesetzes zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Gemeinschaften: Lebenspartnerschaften (Lebenspartnerschaftsgesetz – LPartG)" in den Bundestag einbrachten, fand sich auf dem ersten Blatt eine bahnbrechende Erfindung: Die "gleichgeschlechtliche Identität". Der Autor dieses Beitrages hat daraufhin viele homophile Menschen befragt, ob sie eine solche wohl ihr eigen nennen, fand aber nur Zeitgenossen, die angaben, sie kennten allenfalls Personen gleichen Geschlechts oder im sexuellen Sinne gleichgeschlechtlicher Orientierung. Des Rätsels simple Lösung: Die Koalition mußte in ihrem Entwurf unbedingt jeden Verweis auf (Homo-) Sexualität vermeiden, um zu kaschieren, daß es sich hier um ein Sondergesetz ausschließlich für Homosexuelle handelt und die rechtliche Anerkennung von deren sozialen Beziehungen eigentlich der Ordnung ihrer Sexualität gilt. Als Synonym für "homosexuell" wurde also durchweg "gleichgeschlechtlich" verwendet. So wurden "homosexuelle Paare" zu "gleichgeschlechtlichen Paaren", was freilich ein himmelweiter Unterschied ist.

Das hohle Konstrukt "sexuelle Identität" ist auch in der betroffenen Klientel selbst außerordentlich beliebt und damit bestens geeignet zur Unterstellung eines Gesamtinteresses der Perversen. Die Herren (und zunehmend auch Damen) Homosexuellen deklarieren sich zur "Community" oder "Family", zeigen stolz ihren modischen Bekenntnis-Schnick-schnack wie die Regenbogenflagge als Wunsch und Beweis, "dazuzugehören", und zwar ebenso, wie man in Deutschland Schwarz-Rot-Gold hißt (immer öfter sieht man beide Fahnen nebeneinander). Ja, unsere sensiblen Homosexuellen haben einen Sinn für Folklore! Aber schick muß sie sein, pardon: trendy.

Eine kleine Riege von Funktionären und Berufspolitikern – der grüne Bundestagsabgeordnete und LSVD-Bundessprecher Volker Beck als ihr Ranghöchster ist bedauerlicherweise derart prototypisch, daß an ihm keine Analyse mehr vorbeikommt – hat den inhaltlichen und auch moralischen Niedergang mit Umsicht organisiert und verwaltet nun die letzten Zuckungen. Sie hat weniger ausgeklügelte als der Unbedarftheit ihrer Anbeter und Nachläufer entsprechende Machtmechanismen ersonnen und sich damit – gemäß Peter's Principle – auf einem Schwebenden Gipfel angesiedelt. (Aber Obacht vor Verschwörungstheorien: Von bewußtem Handeln kann man nicht durchweg ausgehen; manches ergibt sich einfach von selbst.) Inzwischen glaubt jenes Personal von dieser komfortablen, weil staatsfinanzierten Position aus wohl selbst an sein Märchen namens "Lesben- und Schwulenbewegung" – und daran, daß es deren erste Garnitur sei. Letzteres mag insofern berechtigt sein, als dem Herrschaftswissen – nicht: der politischen Kompetenz – der maßgeblichen Personen im LSVD-Bundesvorstand die politische Naivität der gemeinen Einzelmitglieder gegenübersteht. Diese sind dem Verband mehrheitlich aus einem Community-Bedürfnis heraus beigetreten und in der Masse passiv. Sie möchten "Wir" sagen können, Teil des "großen Projekts" sein, aber alles andere interessiert sie nicht wirklich, zumal sie keine Karriere darauf aufbauen können wie etwa ein Volker Beck. Sechzig bis hundert von ihnen kommen alljährlich zu Verbandstagen (aber selten kommt jemand regelmäßig), wo sie artig und bar des notwendigen Hintergrundwissens absegnen, was der Vorstand ihnen vorlegt. Und der freut sich, denn im Willensbildungsprozeß ist ihre wichtigste Funktion die des Stimmviehs. Spaß am eigenständigen Denken und zuviel faktisches Wissen um interne wie externe Zusammenhänge würden der Genese und dem Erhalt ihres Wir-Gefühls entgegenwirken. Nicht ohne Grund siecht das Karl-Heinrich-Ulrichs-Bildungswerk des LSVD dahin. Obwohl nie relevante Impulse von ihm ausgegangen sind, sucht der LSVD auf der Homepage nach Leuten, die es wiederbeleben. Wozu diese Reanimation nötig ist, wo die tiefere Sachkunde der Basis den reibungslosen Betrieb in der Beletage nur stören könnte? Das Bildungswerk ist der offizielle Empfänger von jährlich 120.000 Mark aus dem Bundesfamilienministerium für den LSVD.

Identitätspolitischer Logik folgend ist es in dieser "Community" Usus geworden, die Politik ihrer handelnden Subjekte zu entkleiden; wer sich daran nicht hält, gilt als "menschenverachtend". Dabei wird vieles erklärlich durch einem Blick darauf, wer uns in den Führungskräften letztlich wirklich gegenübertritt: Überwiegend uninspirierte, kleinbürgerliche Emporkömmlinge und treue Beamtenseelen, humorlose "Bildungsdummköpfe" (Thomas Bernhard), die ihr persönliches Umfeld für die große, weite Welt und als "schwule Bürgerrechtler" das Bürgerliche Gesetzbuch für eine Bibel der Gerechtigkeit halten. Bestenfalls sind es noch Zyniker, die sich vom Ruch des marxistisch vorgebildeten Mitglieds oder Sympathisanten einer K-Gruppe im "Gang durch die Institutionen" mit der Partei Bündnis 90/Die Grünen befreit und das einmal erworbene Handwerkszeug der Systemanalyse (auch der feministischen) konsequent über Bord geworfen haben.

Insbesondere denen von ihnen, die sich legislativ betätigen – Volker Beck und Günter Dworek – gilt Recht nicht als Mittel zur gesellschaftlichen Gestaltung, sondern als bloßer Selbstzweck. Zahlreiche Anzeichen sprechen gegen ihren Willen, überhaupt grundlegend Gesellschaft zu gestalten, also konzeptionell zu verändern. So sie überhaupt welche haben, beschränken sich ihre Utopien und Visionen auf den Platz zwischen den Deckeln des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland – ersatzweise, denn hier ist von Karriere- und Machtmenschen die Rede, denen des Bundestagshandbuches. Zu all dem erstreckt sich der Geltungsbereich von Carlo M. Cipollas erstem "Prinzip der menschlichen Dummheit" ("Stets und unvermeidlicherweise unterschätzt jeder von uns die Anzahl dummer Individuen, die sich in Umlauf befinden.") auch auf die homosexuelle Population, getreu dem zweiten Prinzip: Der Anteil der Dummen ist überall gleich hoch. Im Hinblick auf Homosexuelle wird das aus mißverstandenem Artenschutz heraus viel zu oft mißachtet. Es ist nicht schwulenfeindlich, einen Schwulen für dumm zu halten, wenn er angibt: "Dreimal zehn Prozent Minderheiten sind schon dreißig Prozent der Bevölkerung!"

"Deutschland ist das einzige Land, wo Mangel an politischer Befähigung den Weg zu den höchsten Ehrenämtern sichert", schrieb Carl von Ossietzky am 6. November 1928 zu diesem Thema in der Weltbühne. So fand im Aufstieg diesen Personals auch der Konservatismus in den Gefilden der analen Macke eine kongeniale Form seiner Verkündigung. Das hat viel mit Opportunismus und Selbstverachtung zu tun. Ein herausragendes Beispiel dafür, wohin es führt, wenn er das angestammte randständige Biotop verläßt, sind die Reden von Abgeordneten der Regierungsfraktionen anläßlich der ersten Lesung des erwähnten "Entwurfs eines Gesetzes zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Gemeinschaften: Lebenspartnerschaften (Lebenspartnerschaftsgesetz – LPartG)". Sie machen erschreckend klar, wie wenig "Antidiskriminierung" oder "gleich viel Recht für gleich viel Liebe" – so ein weiterer dummer LSVD-Slogan – Ziel dieses Vorhabens sind. Angesagt ist vielmehr eine neue Durchhierarchisierung der Lebensweisen unter Beibehaltung der repressiven Grundstruktur. Und zwar jenseits der Sexualitäten, auch wenn der Gesetzgeber unmittelbar erst einmal die Homosexuellen in den Griff zu bekommen versucht.

Dies zu verschleiern, wird gelogen und geheuchelt, was das Zeug hält. Dazu das bündnisgrüne MdB mit dem Homo-Ticket: "Heute, wo der Verfolgungsdruck weg ist, lebt die Mehrheit der Lesben und Schwulen in festen Beziehungen." Eines Beweises bedarf es nicht, einem Volker Beck genügt der fromme Wunsch. Oder: "Die Lebenspartnerschaft nimmt niemandem etwas weg; sie schafft Rechtssicherheit." Ein Satz, zwei Lügen: Rechtssicherheit gibt's nur für jene, die sich der Zwangsbeglückung unterwerfen können, müssen oder wollen, weggenommen werden ihnen dafür ein Stück persönliche Freiheit, Intimsphäre und ggf. staatliche Sozialleistungen; den Unverheirateten hingegen zieht der Fiskus die Steuergeschenke für die Verheirateten ab. Das kümmert aber keinen, der sich für sowas wie den Bundesminister des Rückwärtigen hält und als solcher erlaubt, alle anderen Perversen zu naiven Trotteln zu stempeln: "Die Schwulen und Lesben in diesem Lande erwarten auch von der Volkspartei CDU/CSU nicht warme Worte und Sonntagsreden auf Parteitagen, sondern konkrete Taten und Respekt durch das Gesetz."

Die grüne Dummdreistigkeit paart sich aufs Trefflichste mit sozialdemokratischer Heuchelei. "Auf die unselige Kultur- und Rechtstradition gerade im Umgang mit Schwulen und Lesben ist schon hingewiesen worden" sagt Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin, die, derselben Tradition folgend, ehekritische Lesben und Schwule wie den Lesbenring als größte Organisation lesbischer Frauen in der Bundesrepublik, die Deutsche AIDS-Hilfe oder das wissenschaftlich-humanitäre komitee (whk) von ihren Vorverhandlungen ausschloß. "Warum sind wir denn der Auffassung, man sollte dieses familienrechtliche Institut schaffen?" fragt sie und antwortet, es gehe "um Bindungen und Partnerschaften in einem spezifischen Sinn, die sich von denen von Mönchen, Witwen oder Menschen, die andere pflegen – diese haben alle unsere Hochachtung –, unterscheiden, weil hier die besondere sexuelle Identität einbezogen wird".

Das Wort besondere zeigt, daß es etwas "nicht normales" per Sondergesetz zu ordnen gilt, während der Verweis auf die ominöse "sexuelle Identität" die Ideologie dahinter entlarvt: Sexualität ist der übergeordnete Gegenstand, in diesem Falle die unerwünschte. Es geht nicht um Leute in Beziehungen ohne Sex wie (diesen seligen Kinderglauben mag man Herta Däubler-Gmelin als Repräsentantin der EKD gern lassen) Mönche oder zusammenlebende Witwen. "Das ist der Grund dafür, warum wir sagen: die ja und andere nicht." Und wer darf Vorbild für "die" sein? Richtig: "Patrick Lindner in Bayern", ein netter, sauberer Mensch, der nicht wild in der Gegend rumfickt und somit würdig ist, gemeinsam mit seinem Freund ein russisches Waisenkind zu erwerben: "Wir alle wollen, daß es Partnerschaften und Ehen nicht gleichzeitig geben kann. Das schließt sich vom Wesen her aus." Warum eigentlich? Weil man sich bitte schön zu entscheiden hat, damit a) "in dieser schönen Stadt das Laster keine Chance hat" (Spider Murphy Gang) und man b) für die, die ordnen wollen/dürfen/müssen, klar identifizierbar bleibt: "Mensch sein oder Schwein" (Die SPD-Politikerin hätte es selbstverständlich nie so offen formuliert wie die RAF). Entweder oben oder unten und vor allem nichts dazwischen meint auch Alfred Hartenbach, rechtspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion: "Ich gestehe, daß mir die Ehe natürlich näher liegt als die Partnerschaft" – "natürlich", denn er ist ja nicht so ein Schwein wie "die", das muß klar gesagt sein. "Entscheidend ist dabei der Inhalt, der in dieser Ehe gelebt wird. Das sind zum Beispiel Verläßlichkeit, Verantwortung, Treue." Ihr gesundes Volksempfinden zu verbergen mißlingt indes am besten Margot von Renesse (SPD). Etwa wenn sie poltert, "daß es keineswegs Pflicht ist, nunmehr eine Lebenspartnerschaft einzugehen und homosexuell zu werden". Damit "Bettgeschichten kein Thema mehr sind" will die Familienrichterin eine "Gleichstellung", die keine sein darf, "denn Ehe und Familie sind eine lebensdienliche Sache und der Grundgesetzgeber hat gut daran getan, das im Grundgesetz zu regeln und damit für jedermann zur Vorschrift zu machen".

Ehe, Familie, Pflicht, Treue, Vorschrift, natürlich, lebensdienlich – das also ist das Vokabular einer, so Volker Beck in derselben Debatte, "modernen und offenen Gesellschaftspolitik", der auch sein Lesben- und Schwulenverband in Deutschland e.V. so sehr anhängt. Deren propagiertes "Leitbild" ist à la Renesse das "eines verantwortlichen Umgangs mit einem Partner, für den man lebenslang Verantwortung übernimmt, selbst dann, wenn man ihn nicht mehr liebt; was ganz entscheidend ist. Dies ist unheimlich wichtig in einer Zeit, in der der Individualismus zunimmt". Weg mit dem Individualismus! Kampf der freien Persönlichkeitsentfaltung! Her mit der "lebenslangen Verantwortung" – sie ist in der Volksgemeinschaft das Synonym für Subsidiarität, Pflichterfüllung, unentgeltlichen Frondienst und Zwangsbindung sogar über die Beziehung hinaus. "Der Entwurf wählt den Weg eines eigenen Rechtsinstituts und schafft vor allem (sic!) gegenseitige Unterhaltspflichten – auch nach Aufhebung der Lebenspartnerschaft" steht bereits auf dessen Deckblatt. "Alternativen: Keine."

Nur: Finger weg von der "natürlichen Ordnung"! Was pervers ist, muß pervers, was unmoralisch ist, unmoralisch bleiben: "Das Leitbild als Respekt der Unverheirateten vor Ehe und Familie wird durch das, was wir vorhaben, nicht beschädigt. Im Gegenteil (...) steigern wir die Bedeutung des von der Ehe und Familie ausgehenden Magnetismus, der Aura der Begeisterung für wechselseitige Verantwortung."

Ein letzter Schuß der Margot von Renesse gegen die Freiheit: "Ich wiederhole, was ich oft gesagt habe: So nahe sind sie [die Homosexuellen – d.V.] meinem Herzen nicht, daß ich irgendeinen Grund dafür sehe, sie besser als Heterosexuelle zu behandeln. Eine Gleichbehandlung bzw. Normalisierung ist angesagt. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit."

Jeder aufmerksame homosexuelle Mensch mit einem Mindestmaß an Selbstachtung hätte solche Reden als Affront empfunden, als Zumutung, als Angriff auf seine Würde, und den Saal verlassen. Der rechtspolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und Bundessprecher des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland hob die Hände über den Kopf und applaudierte euphorisch.

Das konnte kaum mehr überraschen. Schon am 27. August 1998 hatte er auf einer Wahlkampfveranstaltung seiner Partei in Regensburg nicht nur behauptet "Die Ehe ist als Menschenrecht aus der Verfassung nicht rauszurechnen, weil sie sakrosankt ist" , sondern das Publikum auch ermahnt: "Wir dürfen nicht die sittenbildende Kraft von Gesetzen unterschätzen." Was Sitte ist, bestimmt demnächst das "Gesetz zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Gemeinschaften: Lebenspartnerschaften (Lebenspartnerschaftsgesetz – LPartG)".

 

Epilog

Für die Verleihung der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland am 25. Juli 2000 in Berlin bedankte sich der langjährige Schwulenaktivist Ortwin Passon mit ungebührlichen Anmerkungen: Die zweite deutsche Schwulenbewegung, so der Politologe, habe er seit seinem Coming out Anfang der 80er Jahre "als normenhinterfragend und -negierend, als wirklich emanzipatorisch, als politisch fortschrittlich wahrgenommen. Durch einen kaum zu ignorierenden Wertewandel auch innerhalb der Szene ist diese Aufbruchsstimmung und damit auch meine persönliche hohe Zeit nun vorbei. Die Community, wie sie sich zunehmend selbst nennt, ist heute nicht mehr kritisch-konstruktiv". Gewichen seien "fortschrittliche Forderungen gegenüber politisch Verantwortlichen auf einer inhaltlich rückwärtsgewandten Reise zu Werten, die ich und unzählige andere vor knapp 20 Jahren noch bekämpften. Neueste Provokation – auch noch aus den eigenen Reihen – von fragwürdig legitimierten Interessenvertretungen: die Forderung einer sogenannten Homo-Ehe, tatsächlich aber nur einer Ehe light! Sechs Jahre nach Abschaffung des Schwulsein kriminalisierenden Paragraphen 175, der in der verschärften Nazifassung im Nachkriegsdeutschland Adenauers seine Hochphase erlebte, nun also ein neues Sondergesetz für Homosexuelle? Mit dem ‚Pacte civil de Solidarité' demonstrierte Frankreich uns inzwischen einen demokratischen, weil auch Heten offenstehenden alternativen Lebensentwurf in Gesetzesform. Ausgerechnet der Spiegel hat diese Problematik letzte Woche auf den Punkt gebracht – ich zitiere: ‚Die Homosexuellenbewegung in der Vor-Aids-Zeit definierte die alte gesellschaftliche Ausgrenzung zu ihren Gunsten um: Ja, Schwule und Lesben seien in der Tat anders, nämlich freier, nicht an die bürgerlichen Zwangsvorstellungen von Monogamie, Ehe, Kleinfamilie und Geschlechterordnung gebunden. Schwulsein sei revolutionär und verpflichte politisch zu linken Träumen. Das ist für die Mehrheit der Schwulen lange vorbei, jetzt ist Bürgerlichkeit angesagt.' Zitatende. Das muß ich akzeptieren. Umgekehrt müssen heutige Spaßterroristen respektieren, daß ich mich für ihre Zwecke nicht vereinnahmen lassen werde!"

Erschienen in Zeitschrift für Sexualforschung (in Frankfurt am Main herausgegeben von Martin Dannecker, Hertha Richter, Gunter Schmidt und Volkmar Sigusch), Heft 1, 14. Jahrgang, März 2001

 

The story behind:

Der hier wiedergegebe Text ist die Originalfassung, die im September 2000 auf Bestellung des Forschungsjournals Neue Soziale Bewegungen für das im Dezember 2000 erschienene Schwerpunktheft "Anders oder gleich – Homosexuelle mischen sich ein" verfaßt worden war. Dessen Redaktion, die nach Erhalt des Manuskripts zunächst mitteilte, den aufwendigen Beitrag nicht honorieren zu wollen, weigerte sich dann nach inhaltlicher Prüfung des Manuskripts überdies, den Aufsatz zu veröffentlichen. Offiziell wegen des "Stils"; laut telefonischer Auskunft wegen "gewisser politischer Rücksichtnahmen" ... Im wissenschaftlichen Beirat des Journals sitzen zum Beispiel Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) und seine Stellvertreterin Antje Vollmer (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), und den zweiten Hauptbeitrag des Heftes lieferte der vom Autor oft zitierte nationale Vorzeigehomophile Volker Beck (MdB, Bündnis 90/Die Grünen).

Die Redaktion der dankenswerterweise eingesprungenen und um einiges renommierteren Zeitschrift für Sexualforschung mußte das außerplanmäßig eingegangene Manuskript leider etwas kürzen